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Netznotruf vs. Missbrauch

Was als antiquierte, aber zuverlässige gelbe Schachtel auf der Stange vom Fahrbahnrand bekannt ist, wird es in Zukunft auch im Internet geben: Ein Notrufbutton zur Gefahrenabwehr und Strafverfolgung, unmittelbar als Softwareprogramm. Ein Projekt ist „Web Patrol“, entwickelt vom Bund deutscher Kriminalbeamter (BDK) und der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention. Neben einem Informationsangebot bietet Web Patrol einen Notrufbutton im Browser:

Im Falle des Findens von Webangeboten mit suspektem Inhalt (z.B. Kinderpornografie, radikales Gedankengut, Chatinhalte mit Ankündigungen von Suizid/Amoklauf, verbale/sexuelle Belästigung innerhalb von Chatrooms usw.) kann der User durch einfaches Anklicken eines zusätzlichen Buttons im Browser eine automatisch generierte Meldung an eine Clearing-Stelle absetzen, die sich dann um den Sachverhalt unmittelbar kümmert (Modus 24/7). (Quelle: BDK Blog)

Die Idee mit einem Netznotruf ist nicht neu. Zahlreiche Notrufplattformen, wie der stillgelegte Schülernotruf, hat das Internet schon (offline gehen) gesehen. Die Zusammensetzung der Projektpartner bei Web Patrol verspricht jedoch eine höhere Erfolgsquote. Der systematische Ablauf, die sicherheitrechtliche Einordnung und der Ablauf im Falle von repressiven Maßnahmen ist nur offen. Problematisch dürfte auch die Missbrauchsgefahr sein, wenn es möglich ist, anonyme Notrufe abzusetzen. Aus gleichem Anlass sind anonyme Notruftelefonate von Handys ohne SIM-Card seit März 2009 nicht mehr möglich, vgl. §§ 4 Abs. 3, 2 Nr. 1 NotrufV. Abhilfe könnte der Einsatz des ePA oder bekannte Single-Sign-On Portallösungen schaffen.

Web Patrol wird am heutigen Dienstag auf dem 14. Deutschen Präventionstag in Hannover vorgestellt.

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