Henning Tillmann

ist nominiert für sein digitalpolitisches Engagement, u.A. seine Tweets zur Corona-Warn-App. Er informiert unermüdlich sachlich, fundiert und verständlich über digitale Themen und wirkt unter anderem auch als Co-Vorstand der Initiative D64 an einer verständlichen Aufklärung über die Digitalisierung und ihre Folgen mit.

Wie sind Sie dazu gekommen, sich digitalpolitisch zu engagieren, und was verbinden Sie damit mit Blick auf den For..Net Media Award?

Ich bin seit meiner Schulzeit politisch aktiv und hatte auf kommunaler Ebene schon früh politische Funktionen. Während meines Informatikstudiums und auch der fortschreitenden digitalen Transformation in den späten 2000er entdeckte ich immer mehr die Relevanz politischer Fragen im digitalen Raum. Der letzte „Klick“ kam dann 2009 bei der Debatte zum Zugangserschwerungsgesetz – oder anders ausgedrückt: Netzsperren. Ich habe festgestellt, dass mein Informatiker-Wissen in der Gesellschaft eben alles andere als selbstverständlich ist, es also vor allem einer Übersetzungsleistung bedarf. Ich halte es für eine Dystopie, wenn nur die wenigen Expert:innen verstehen, was den (digitalen) Lebensalltag fast aller Menschen ausmacht. Dass ich deshalb, insbesondere für meine „Übersetzungsarbeit“ beim Thema Corona-Warn-App, für den For..Net Award nominiert bin, freut mich sehr.

Was macht Ihren Einsatz erfolgreich und was möchten/könnten Sie noch ändern, um Menschen Digitalisierung und ihre Folgen zu erklären?

Ausdauer ist wohl der wichtigste Faktor. Nur damit ist es möglich, langfristig Veränderungen zu erzielen, aber auch wirklich Verständnis für Zusammenhänge zu schaffen. Es ist für Allgemeinheit, aber auch für die Entscheidungsträger:innen wichtig, dass sie sich auf die Aussagen verlassen können. Teilweise muss man Dinge immer wieder erklären und beleuchten. Allein im Juni letzten Jahres hatte ich 30 Medientermine zum Thema Corona-Warn-App, meist mit immer den gleichen Fragen. Doch Ausdauer kann sich lohnen: 2018 war ich Teil der Verhandlungsgruppe der SPD bei den Verhandlungen mit CDU/CSU zur Bildung einer neuen Koalition auf Bundesebene, obwohl ich in der SPD ohne Amt, Funktion oder Mandat bin. Je mehr Menschen die digitale Transformation begreifen, desto einfacher ist es auch positive Veränderungen zu erwirken.

Welche schöne/lustige/interessante Begebenheit, die Sie im Zusammenhang mit Ihrem Engagement erlebt haben, möchten Sie uns verraten?

Die Koalitionsverhandlungen waren sicherlich ein Highlight. 18 Stunden Sitzung im Kanzleramt, da passieren teilweise skurrile aber auch prägende Momente. Wenn dann Ideen oder gar eigene Sätze im Koalitionsvertrag stehen, ist das eine große Bestätigung und Freude. Auch wenn sich die Bundesregierung selbst nicht dran hält. „Eine Verpflichtung von Plattformen zum Einsatz von Upload-Filtern, um von Nutzern hochgeladene Inhalte nach urheberrechtsverletzenden Inhalten zu „filtern“, lehnen wir als unverhältnismäßig ab“ (Seite 49) – der Satz stammt von mir. Dass dieser dann ein Jahr später im Rahmen der EU-Urheberrechtsreform so viel auslösen kann, hätte ich vorher auch nicht gedacht.