Tobias Schrödel

ist nominiert für seinen Blog „Ich glaube, es hackt!“, auf dem er mit wöchentlichen Beiträgen rund um die Digitalisierung sein Publikum gleichermaßen unterhält und aufklärt.

© Tobias Schrödel / Rüdiger Trost

Wie sind Sie dazu gekommen, einen Blog zu machen, und was verbinden Sie mit ihm mit Blick auf den For..Net Media Award?

Eigentlich verdiene ich meine Brötchen ja auf Kongressen mit Vorträgen über IT Sicherheit, die auch für normale Menschen verständlich und unterhaltsam sind. Dabei habe ich immer darauf geachtet, dass jedes Thema mit einem Witz begleitet wird oder mit einer Pointe endet, damit die Zuschauer auch was zu Lachen haben. Dafür hat mir vor vielen Jahren eine Computerzeitschrift mal den Spitznamen „Comedyhacker“ verpasst. 

2011 habe ich dann mein erstes Buch in dieser Art geschrieben. Menschen, die mit Computern oder Smartphones umgehen wollen oder müssen, die aber keine Expert:innen sind, will ich unterhaltsam die phantastischen Möglichkeiten der Digitalisierung näherbringen, aber auch verständlich machen, warum smarte Glühbirnen lebensgefährlich sein können, wenn sie gehackt werden können und z.B. im Rotlicht einer Ampel stecken.

Die Welt dreht sich aber weiter. Täglich bedrohen neue Sicherheitslücken die Nutzer oder Technologien werden ersetzt. Da kommt ein Buch nicht mit, denn es ist irgendwann einmal gedruckt – und fertig. Ein Blog kann aber sehr wohl mit der Aktualität Schritt halten. Was lag also näher, mit einem wöchentlichen Blog das aktuell zu halten, was bei einem Buch im Regal altert.

Und um es mit Blick auf den For..Net Media Award zu sagen: es geht um eine aktuelle, regelmäßige und zeitgemäße Vermittlung der Digitalisierungsfolgen für eine Zielgruppe, für die Fachbücher ein Graus sind – die aber sehr wohl am digitalen Leben teilnehmen wollen.

Was macht Ihren Blog zu einem erfolgreichen Format und was möchten/könnten Sie noch ändern, um Menschen über digitale Desinformation aufzuklären und Fake News entgegenzuwirken?

Viele Leser sagen mir, dass es drei Dinge sind, die meinen Blog „Ich glaube, es hackt!“ ausmachen. Zum einen sind das die teils absurden, verrückten und lustigen Geschichten rund um Computer & Handys, die ein trockenes Thema lesenswert machen. Damit spreche ich auch IT-ler an. Andererseits ist es die fast schon oberflächliche Betrachtungsweise, die wo irgend möglich auf Bits & Bytes und Fachbegriffe verzichtet. So erreiche ich gerade den normalen User. Und letztlich ist es die Kürze meiner Texte. 300-400 Wörter liest man in zwei, drei Minuten. Um die Würze in der Kürze aber nicht zu verlieren, muss ich im Text aber eine Spitze setzen, damit meine Leser:innen merken: Hoppala … da muss ich mal drüber nachdenken! Meist steckt nämlich noch eine andere, unsichtbare Ebene in einer Geschichte.

Ein Beispiel: Wenn ein Vater in Frankreich mit einem Störsender seine Kinder Abends vom Smartphone loseisen will und dabei aus Versehen den kompletten Mobilfunk im Ort „abschaltet“, dann ist das eine witzige Geschichte. Sie zeigt aber auch, dass viele Familien ein Problem mit dem Suchtpotential sozialer Netzwerke haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.

Wenn meine Leser merken, dass jede Geschichte zwei Seiten hat und sie nicht nur die oberflächliche Message aufsaugen, dann ist das meiner Meinung nach die beste Art gegen Fake News und Desinformation vorzugehen. Kritische Leser:innen bilden sich eigene Meinungen und plappern nicht nach.

Ach ja …. eines habe ich noch vergessen. Ich liebe Wortspiele! Schon im Namen „Ich glaube, es h@ckt!“ steckt ein Wortspiel. Wo immer möglich baue ich welche in meine Blogartikel ein, denn Wortspiele machen meinen Blog nicht nur gut, sondern ausgezeichnet. Vielleicht sogar mit dem For..Net Media Award 😉

Welche schöne/lustige/interessante Begebenheit, die Sie im Zusammenhang mit Ihrem Blog erlebt haben, möchten Sie uns verraten?

Trotz einer extrem stressigen Zeit wegen diverser gleichzeitiger Projekte habe ich keinen Blog ausfallen lassen wollen und jede Woche – teils spät Abends noch – einen Text geschrieben. Ich habe aber nicht gemerkt, dass mein Blog ein technisches Problem hatte und die Texte nicht veröffentlicht wurden. Ich habe also jede Woche geschrieben, den Text formatiert, eingestellt und … nichts ist passiert. Nach zwei oder drei Wochen schrieb mich dann ein Leser an und fragte, wann ich denn aus dem Urlaub zurück sei.

Der Vorfall zeigt am besten, dass Digitalisierung Aufmerksamkeit braucht und wir uns nicht immer auf Maschinen und Algorithmen verlassen sollten. Andererseits zeigt er auch, dass Digitalisierung Menschen miteinander verknüpfen und in Kontakt bringen kann, die sonst vermutlich nie miteinander gesprochen hätten.