Industrie 4.0

Wird künstliche Intelligenz Mediziner künftig ersetzen?

Aus einer aktuellen Studie geht hervor, dass ein Algorithmus Hauttumoren präziser als Hautärzte bestimmen kann.

In einer Studie traten 157 Hautärzte aus zwölf Universitätskliniken in Deutschland gegen einen programmierten Algorithmus an. Sowohl die Ärzte, als auch der Algorithmus mussten 100 Bilder auswerten und analysieren, ob es sich um schwarzen Hautkrebs oder um ein einfaches Muttermal handelt. Dabei wurde der Algorithmus von Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), der Universitäts-Hautklinik und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg programmiert.

Das Ergebnis ist überraschend: Nur sieben der 157 Hautärzte schnitten besser als der Algorithmus ab, 14 erzielten gleich gute Ergebnisse und 136 hatten schlechtere Ergebnisse. Erwähnenswert ist zudem, dass die jeweilige Position des Arztes oder der Stand der Erfahrung, bei dem Ergebnis der Studie wenig ausschlaggebend war.

Kann künstliche Intelligenz die klinische Diagnose von Hauttumoren künftig vollständig ersetzen?

Die richtige Diagnose von Krankheiten ist zunächst sehr zeitraubend und baut auf eine jahrelange medizinische Ausbildung auf. Ein Algorithmus, der binnen Minuten oder gar Sekunden eine Krankheit diagnostizieren kann, würde zumindest schon mal die Arbeit der Mediziner erheblich erleichtern.

Zudem ist der Mangel an Ärzten ein immer noch wachsendes Problem, welches durch die Einführung künstlichen Intelligenz zur Diagnose von Krankheiten, beseitigt werden könnte. Die Ärzte könnten sich mehr um die Versorgung ihrer Patienten kümmern.

Ob die Einführung künstlicher Intelligenz jedoch zur vollständigen Entbehrlichkeit der Mediziner bei der Diagnose von Krankheiten führen könnte, ist äußerst fragwürdig.

Die Heidelberger Mediziner beantworten diese Frage mit einem ganz klaren Nein. Der Einsatz könne den Ärzten jedoch als Unterstützung dienen. „Es ist ähnlich wie beim Autopiloten im Flugzeug: Bei gutem Flugwetter und häufigen Strecken ist das Assistenzsystem hilfreich. Bei schwierigen Landungen muss ein erfahrener Pilot hingegen Verantwortung übernehmen. Das kann ein Computer so allein nicht leisten“, schildert Titus Brinker, Leiter der Studie und Wissenschaftler am DKFZ, NCT Heidelberg sowie Assistenzarzt an der Universitäts-Hautklinik Heidelberg. Der Algorithmus kann folglich, zumindest nach dem heutigen Stand der Ergebnisse, die Mediziner nicht vollständig ihrer Tätigkeit entbehren. Während künstliche Intelligenz in der vorliegenden Studie nur zwischen einem einfachen Muttermal und einem schwarzen Hautkrebs unterscheiden mussten, müssen die Ärzte in der Realität oftmals vorher mehrere andere Krankheiten, die in Frage kommen könnten, ausschließen, um die einschlägige Krankheit herausstellen zu können. „Der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird in der Dermatologie zukünftig wichtiger werden, um präzise Diagnosen zu erstellen. Der Algorithmus könnte die klinische Beurteilung von Hauttumoren sinnvoll ergänzen“, so Jochen Sven Utikal, Leiter der Klinischen Kooperationseinheit des DKFZ.

Vorteil: Kostensparend

Während die Einführung von künstlicher Intelligenz zur Diagnose von Krankheiten die Ärzte bei ihrer Arbeit entlasten könnte, birgt die künstliche Intelligenz in der Medizin auch Einsparmöglichkeiten bei den Kosten. Nach einer europaweiten Studie der PWC ließ sich herausstellen, dass durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz innerhalb von zehn Jahren 90 Milliarden Euro bei der Fettleibigkeit von Kindern, acht Milliarden bei der Altersdemenz und 75 Milliarden bei Brustkrebs einsparen ließe.

Einsatz von künstlicher Intelligenz in weiteren Bereichen der Medizin

In der Zukunft wäre es durchaus auch zu erwarten, dass künstliche Intelligenz bei Operationen prozessunterstützend eingesetzt wird. Vorstellbar wäre ein Szenario, indem der leitende Chirurg die Operation allein überwacht und die Maschinen steuert, während die Operation selbständig von Maschinen durchgeführt wird.

Zudem könnte künstliche Intelligenz in der Alten- und Krankenpflege eingesetzt werden. Pflegerinnen und Pfleger könnten sich auf die fachliche Beratung der Betroffenen konzentrieren und die körperliche Arbeit Robotern überlassen.

Nebenbei könnte künstliche Intelligenz bei der Entwicklung von Medikamenten behilflich sein. Während die Entwicklung von Arzneimitteln jahrelanges Bemühen und Arbeit erfordert, könnte der Prozess zukünftig mithilfe von künstlicher Intelligenz beschleunigt werden und zur Kosteneinsparung beitragen.

Es gibt noch zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten künstlicher Intelligenz in der Medizin und eine signifikante Erneuerung der medizinischen Behandlung ist zu erwarten.

Reaktion der Patienten auf eine Zukunft mit künstlicher Intelligenz in der Medizin

Nun wäre es auch interessant zu wissen, wie die Patienten den möglichen technischen Erneuerungen in der Medizin gegenüberstehen. Die Technikberatung Bearing Point befragte Personen nach ihrem Standpunkt bezüglich der Einführung von künstlicher Intelligenz in der Medizin. Während 63 % eine Diagnose, die ausschließlich vom Computer erstellt wurde, ablehnten, äußerten sich 61 % der Befragten positiv bezüglich der Unterstützung der Ärzte durch Maschinen.

Es wird wohl doch noch eine Weile dauern, bis auch die 63 % der Befragten von der technischen Entwicklung überzeugt sind und dieser auch vertrauen können. Bis dahin sind die weiteren Entwicklungen abzuwarten und vielleicht erwartet uns in der Zukunft ein Algorithmus, der die richtige Krankheit, unter mehreren in Frage kommenden Krankheiten, diagnostizieren kann und der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Medizin sowohl für die Ärzte, als auch für die Patienten zum Alltag wird.

Quellen

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