AllgemeinDigitale Bildung

Verleihung des Digitalpreises B.DiGiTAL: mehr digitale Teilhabe in Bayern

Unter dem Motto „digitale Teilhabe“ verlieh die Landesdigitalministerin Judith Gerlach Anfang Juni die Bayerische Auszeichnung für herausragende Projekte an drei Einzelpersonen bzw. ehrenamtliche Gruppen sowie an drei kleine und mittlere Unternehmen und Vereine, die sich in besonderer Weise für eine Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten engagieren.[1]

Barrierefreiheit (nicht nur) im Internet

Der erste Platz in der Kategorie „Einzelpersonen und ehrenamtliche Gruppen“ ging an die App Signae – Digitaler Dolmetscher für Gebärdensprache. Die App soll die Übersetzung von Gebärdensprache zu Audio – und umgekehrt – ermöglichen, um eine barrierefreie Kommunikation in den Bereichen Bildung, Messenger und Internet zu ermöglichen.[2] Nachdem eine umfassende Datenbank erstellt wurde, soll ein lernfähiges KI-System Handzeichen, Mundbewegungen und Mimik erkennen und entsprechend entschlüsseln und übersetzen können. Die Funktionen der App sollen später in Messenger und andere Plattformen integriert werden und so zu mehr Teilhabemöglichkeiten und einem verbesserten gesellschaftlichen Austausch beitragen.

Mit einem ähnlichen Thema beschäftigt sich auch eine weitere Gewinnerin in dieser Kategorie: Katharina Müggenburg setzt sich für mehr Barrierefreiheit im Webdesign aus der Perspektive des Gestalters ein.[3] Das Internet biete eine unheimliche Vielfalt an Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten, doch zahlreiche Menschen mit Behinderungen würden vor große Hürden gestellt: fast alle in Studien getesteten Startseiten verfügen über messbare Hindernisse wie ungenügende Kontrastverhältnisse oder fehlende Alt-Texte – Hindernisse, die mit einem wohlüberlegten Webdesign leicht vermeidbar sind. Mit der Kampagne sollen Nutzerinnen und Nutzer, aber auch Entwicklerinnen und Entwickler auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Zugleich soll sichtbar gemacht werden, dass barrierefreie Webseiten kein Ding der Unmöglichkeit sind, sondern in weiten Teilen verhältnismäßig unkompliziert umsetzbar sind.

In der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen und Vereine“ konnte Munevo mit seiner Smartglass-Applikation munevo DRIVE überzeugen und belegte den zweiten Platz.[4] Mithilfe einer speziellen Sensorik in Smartglasses werden Kopfbewegungen in Steuersignale für Rollstühle übersetzt, sodass eine freihändige Steuerung möglich wird. Auch die Einbindung weiterer Elemente wie beispielsweise Smart Home-Systeme, Smartphones oder Computer ist geplant.

Digitale Bildung und eine Brücke zwischen Bürgerinnen und Bürgern und der öffentlichen Verwaltung

Auf dem ersten Platz in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen und Vereine“ wurde das Aelius Förderwerk e.V. für seine Initiativen in puncto digitaler Bildung ausgezeichnet. Die diversen Herausforderungen für (digitalen) Unterricht zuhause

Seit 2017 engagiert sich der Verein für eine gleichberechtigte Bildung. Unzureichende Unterstützung beim Lernen sowie fehlendes Equipment seien dabei nur zwei Aspekte, die durch die Schulschließungen während der Corona-Pandemie im Kontext der Chancen(un)gleichheit in der schulischen Bildung deutlich hervorgetreten sind.[5] Der Verein unterstützt mit seinem Förderungsprogramm „Dialog Chancen“ Schülerinnen und Schüler im Corona-Homeschooling durch persönliches Mentoring, Lerntrainings und diverse Seminare, für Lehrkräfte werden derzeit auch vermehrt IT-Workshops angeboten. Die Arbeit des Vereins soll den während der Pandemie deutlich gewachsenen Bedarf an Unterstützung aufzeigen und das Bewusstsein für die diversen Herausforderungen in der (digitalen) Bildung schärfen.

Auf Seiten der Schulen engagiert sich die edjufy GmbH, die den dritten Platz belegte: Das Produkt soll Schulen bei der Digitalisierung ihrer Kommunikations- und Verwaltungsprozesse unterstützen.[6] Dabei wird ein besonderes Augenmerk sowohl auf Barrierefreiheit, aber auch auf Effizienz und mehr Vertrauen in digitale Lösungen gelegt.

Auf dem zweiten Platz der Kategorie „Einzelpersonen und ehrenamtliche Gruppen“ wurde das Projekt Engagio gewürdigt, das eine einfache, unkomplizierte Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern und ihrer Kommune verspricht.[7] So soll über die App beispielsweise Feedback geteilt, eine Anfrage gestellt oder eine Müllsammelaktion im örtlichen Park mit wenigen Klicks gestartet werden können. Das Ziel ist eine möglichst transparente, zielgenaue Kommunikation mit der öffentlichen Verwaltung, doch auch der Zusammenhalt im Wohnort soll gestärkt werden.

Fazit

Die Siegerprojekte zeigen auf, wo es Nachholbedarf in Sachen Teilhabe gibt. Doch darüber hinaus machen sie auch deutlich, dass zahlreiche Menschen, Unternehmen, Vereine und andere Institutionen kontinuierlich daran arbeiten, Barrieren abzubauen, Unterstützung dort zu geben, wo sie dringend benötigt wird, innovative Lösungen zu entwickeln und das Bewusstsein in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu schärfen. Mit Auszeichnungen wie dem Bayerischen Digitalpreis wird Engagement sichtbar gemacht und kann so seine Resonanz entfalten – und auch andere Menschen inspirieren, eigene Ideen zu entwickeln und verfolgen und sich in den Diskurs einzubringen.


[1] Vgl. Gerlach verleiht Bayerischen Digitalpreis B-DiGiTAL an sechs Sieger-Projekte für bessere digitale Teilhabe, Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales vom 11.06.2021.

[2] Vgl. Digitaler Dolmetscher für Gebärdensprache – Signae, Dailymotion, dort auch zum Folgenden.

[3] Vgl. Barrierefreiheit im Webdesign aus der Perspektive des Gestalters, Dailymotion, dort auch zum Folgenden.

[4] Vgl. munevo DRIVE – innovative Sondersteuerung für Rollstühle, YouTube, dort auch zum Folgenden.

[5] Vgl. Bewerbung für den Bayerischen Digitalpreis | Aelius Förderwerk e.V., Dailymotion, dort auch zum Folgenden.

[6] Vgl. edjufy – Schulen sicher digitalisieren – B.DiGiTAL 2021, Dailymotion, dort auch zum Folgenden.

[7] Vgl. Engagio – Die Brücke zwischen Bürger*innen und öffentlicher Verwaltung, Dailymotion, dort auch zum Folgenden.

Sämtliche Links wurden zuletzt am 14.06.2021 abgerufen.