Allgemein

E-Mail feiert 50-jähriges Jubiläum

Die E-Mail – manche verabscheuen sie als Symbolbild der Abkehr von handgeschriebenen Briefen und höflichen Umgangsformen, andere konzentrieren sich auf die Vorteile des (nicht mehr ganz „neuen“) Kommunikationsmittels. Die erste elektronische Nachricht der Welt wurde 1969 zwischen zwei Computern im Advanced Research Projects Agency Network (ARPANET) des US-Verteidigungsministeriums verschickt.[1] Bis November 1971 hatte der amerikanische Programmierer Ray Tomlinson die E-Mail und E-Mail-Adresse, wie wir sie heute kennen, entwickelt.

Erfolgsgeschichte des Internetzeitalters?

Dass die Möglichkeit, Nachrichten auf elektronischem Wege in Sekundenschnelle an eine Person am anderen Ende der Welt zu übermitteln, einen Meilenstein der modernen Kommunikation darstellt, liegt auf der Hand. Telefax hin oder her, die E-Mail ermöglichte nicht nur im geschäftlichen Kontext eine immense Zeit- und Kostenersparnis, sondern führte auch dazu, dass weit entfernt wohnende Familienmitglieder oder Freunde stets auf dem Laufenden gehalten werden konnten. Eine zunehmend schnelle (und günstige) Internetverbindung und die damit mögliche Integration beispielsweise von Schnappschüssen tat ihr Übriges.

Doch die E-Mail dient auch als gefährliches Einfalltor für Schadsoftware – auf jede legitime, erwünschte E-Mail kommen im Schnitt knapp zwei Spam-Mails.[2] Dabei gehen Angreifer nicht immer geschickt vor. Eine Anekdote – mindestens! – zu einer Nachricht eines angeblichen nigerianischen Prinzen, der dem glücklichen Empfänger eine stattliche Summe zukommen lassen will, dürften die meisten Menschen parat haben, ebenso die klassischen, ebenso zweifelhaften Gewinnbenachrichtigungen, die zur Übermittlung der Kontodaten auffordern.

Erfolgreich ist eine Spam-Mail in der Regel dann, wenn ein infizierter Anhang geladen oder ein Link angeklickt wird, der den Download und/oder die Installation einer Schadsoftware verursacht. Die Nützlichkeit der E-Mail für derartige kriminelle Zwecke wird dadurch verstärkt, dass es meist sehr einfach ist, beispielsweise die E-Mail-Adressen von Beschäftigten eines Unternehmens herauszufinden und für Spam oder Phishing[3] zu missbrauchen.

Vorsicht vor Junk-Mails

Social Engineering – das Ausnutzen menschlicher Stärken und Schwächen, um kriminelle Absichten zu verwirklichen[4] – bringt zunehmend E-Mails hervor, die ernstzunehmenden Nachrichten bekannter Kontakte täuschend ähnlich sind. Es ist also in jedem Fall erhöhte Vorsicht geboten. Besonders perfide sind Spam-Mails, wenn sie von einem Absender stammen, dem man zu vertrauen geneigt ist – vor allem, wenn sich der Inhalt zusätzlich ebenfalls authentisch wirkt: Erst vor Kurzem konnten Angreifer dank einer Server-Schwachstelle Zehntausende Spam-Mails im Namen der US-amerikanischen Ermittlungsbehörde Federal Bureau of Investigation (FBI) verschicken, in denen vor einem vermeintlich ausgeklügelten Angriff auf das Netzwerk des E-Mail-Empfängers gewarnt wurde.[5] Die Sicherheitslücke beruhte auf einer Fehlkonfiguration und wurde schnell behoben. Das FBI hat zudem bereits bekanntgegeben, dass keine Daten abgeflossen oder kompromittiert worden seien.[6]

Ziel des Angriffs könnte die Diskreditierung des IT-Experten Vinny Troia gewesen sein.[7] Troia wurde bereits mehrfach der Schwarze Peter für diverse Hacks zugeschoben, nur wenige Stunden vor dem Start der Spam-Welle, erhielt er die mysteriöse Warnung: „Enjoy“.[8]

Ausblick: Die Zukunft der E-Mail

Es ist nachvollziehbar, dass selbst das nützlichste Werkzeug auch für zweifelhafte oder gar kriminelle Zwecke missbraucht werden kann. Die E-Mail bildet hier insofern keine Ausnahme. Allein die Nutzungsstatistiken sprechen für den generellen Konsens bezüglich der überwiegend positiven Eigenschaften dieses Kommunikationsmittels. Derzeit werden durchschnittlich 26 berufliche E-Mails pro Tag empfangen.[9]

Doch wird die E-Mail ihren Stellenwert in unserem Alltag verteidigen können oder wird sie nicht vielmehr zunehmend durch Messenger- und Cloud-Dienste abgelöst? Einer Prognose zufolge sollen 2025 täglich mehr als 376 Milliarden E-Mails verschickt werden.[10] Andere hingegen bezeichnen die E-Mail als totes Medium, das viel zu behäbig und aufwändig sei; Stattdessen werde zunehmend auf Cloud-Dienste oder Messenger zurückgegriffen.[11] Auch aus juristischer Sicht konnte sich die E-Mail nie ganz durchsetzen: Ein vollwertiger Ersatz für die Schriftform war sie nie, das dafür vorgesehene Konzept der De-Mail darf als spektakulär gescheitert angesehen werden[12] und die Beweiskraft ist aufgrund der leichten Manipulierbarkeit einfacher E-Mails – sowohl in Bezug auf den Absender als auch hinsichtlich des Inhalts – mau.

Somit liegt es nahe, dass die E-Mail schon in naher Zukunft endgültig durch einfachere und/oder sicherere bzw. vertrauenswürdigere Kommunikationsmittel verdrängt werden wird. Letztendlich ist dies ein natürlicher Prozess: Niemand würde sich heute ernsthaft nach einer Postkutsche zurücksehnen.


[1] Vgl. Bitkom, Die E-Mail wird 50 Jahre alt, 16.11.2021, dort auch zum Folgenden.

[2] Vgl. ausführlich Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Die Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2021, S. 19.

[3] Siehe BSI, Spam, Phishing & Co.

[4] Vgl. BSI, Social Engineering – der Mensch als Schwachstelle.

[5] Vgl. Hoppenstedt, Betrüger versenden Fake-Mails über FBI-Server, Spiegel Online, 15.11.2021; Tremmel, FBI-Server gehackt und Spam-Mails versendet, Golem.de, 15.11.2021, dort auch zum Folgenden.

[6] Vgl. Hoppenstedt, Betrüger versenden Fake-Mails über FBI-Server, Spiegel Online, 15.11.2021.

[7] Vgl. Hoppenstedt, Betrüger versenden Fake-Mails über FBI-Server, Spiegel Online, 15.11.2021.

[8] Vgl. Ilascu, FBI system hacked to E-Mail ‚urgent‘ warning about fake cyberattacks, BleepingComputer.com, 13.11.2021.

[9] Vgl. Bitkom, Die E-Mail wird 50 Jahre alt, 16.11.2021.

[10] Vgl. The Radicati Group, Prognose zur Anzahl der täglich versendeten und empfangenen E-Mails weltweit von 2021 bis 2025, April 2021, via Statista.

[11] Vgl. Olschewski, Die E-Mail ist tot – und das Kommunikationsmittel der Zukunft verwenden wir bereits täglich, Business Insider, 21.06.2021.

[12] Vgl. Tremmel, De-Mail ist ein „toter Gaul“, Golem.de, 01.03.2021.

Sämtliche Links wurden zuletzt am 15.11.2021 abgerufen.