AllgemeinIndustrie 4.0InternetrechtNetzpolitik

Deutschland lässt die Digitalisierung des Gesundheitswesens schleifen

Deutschland schneidet im Bereich der Digitalisierung des Gesundheitswesens schlecht ab.

Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung landet Deutschland auf Platz 16 von 17. Spitzenreiter sind Estland, Kanada, Dänemark, Israel und Spanien. Nur Polen folgt auf Platz 17 noch hinter Deutschland.

Woran kann es liegen?

Dass die anderen Länder mit so guten Beispielen voranschreiten, liegt vor allem an deren strategischem Vorgehen. Einzelne Etappen, wie etwa das elektronische Rezept, werden Schritt für Schritt eingeführt. Die Politik gibt dabei den entscheidenden Rahmen vor. Und den Akteuren soll der Weg in die Digitalisierung schmackhaft gemacht werden. Genau daran mag es in Deutschland möglichweise gehapert haben. In Deutschland wurde die Digitalisierung in die Selbstverwaltung der Akteure delegiert, die kaum einen Anreiz sehen, diese weiter voranzutreiben.  In 15 von 17 Ländern der Studie gebe es bereits eine nationale „Agentur für digitale Gesundheit“, die die Definition technischer Standards übernimmt und sich um die Daten für die digitale Patientenakte kümmert. Eine derartige Einrichtung fehlt in Deutschland.

Dabei könnte eine voranschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens durchaus erhebliche Vorteile mit sich bringen. Nach einer McKinsey-Studie könnte Deutschland mit der Digitalisierung jährlich 34 Mrd. Euro sparen. Beispielsweise soll allein die Umstellung auf papierlose Datenverarbeitung deutschlandweit bis zu 9 Mrd. Euro einsparen können. Online Interaktionen, wie die Teleberatung sollen weitere 8,9 Mrd. Euro bringen. Durch ein Zusammenspiel von Effizienzsteigerung und Verringerung der Nachfrage könne Deutschland diese Summen erreichen, erklärt McKinsey-Partner Stefan Biesdorf. Die Verringerung der Nachfrage ergebe sich dabei beispielsweise aus der Vermeidung von Doppeluntersuchungen.

Wie die Digitalisierung im Bereich des Gesundheitswesens vorangetrieben werden könnte, zeigt beispielsweise Dänemark. Dort existiert bereits ein Gesundheitsportal namens sundhed.dk. Damit haben Patienten die Möglichkeit, sich über Krankheiten zu informieren und auf ihre elektronische Patientenakte zuzugreifen. Nach der Bertelsmann-Stiftung habe Dänemark die Digitalisierung des Sektors im Einklang mit Strategien zur Digitalisierung der Wirtschaft und der öffentlichen Dienste durchgeführt. Es gebe einen zentralen Log-In zu allen öffentlichen Diensten sowohl für Patienten als auch für Ärzte. Die Routineversorgung laufe über die elektronische Patientenakte und sogenannte e-Rezepte ab, was den Gang zum Arzt in solchen Fällen ersparen kann. Auch die Terminvereinbarung soll online durchgeführt werden können. Das verringere den Verwaltungsaufwand. Außerdem sollen die elektronischen Patientenakten zwischen Krankenhäusern ausgetauscht werden und zwischen Hausarzt und Stationsarzt sei der Austausch der Shared Medication, einer Art Patientenkurzakte, möglich.

Diese Möglichkeiten fehlen in Deutschland.  „Während Deutschland noch Informationen auf Papier austauscht und an den Grundlagen der digitalen Vernetzung arbeitet, gehen andere Länder schon die nächsten Schritte“, so Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Datenschutz soll dabei nicht mal das Problem sein. Deshalb hat die Bertelsmann-Stiftung Handlungsempfehlungen entwickelt. Dabei solle allen voran die Politik entschlossen handeln und die Digitalisierung antreiben. Außerdem müsse auch in Deutschland ein nationales Kompetenzzentrum eingerichtet werden, welches die Organisation der Digitalisierung übernimmt. Wichtig sei dabei, dass dieses Kompetenzzentrum bestehende Institutionen, Interessengruppen, Experten und Nutzer gleichermaßen einbindet, politisch gesteuert ist und nicht von den Akteursinteressen abhängig ist. Außerdem solle die Digitalisierung des Gesundheitswesens Schritt für Schritt und auf das Ziel der gesteigerten Effizienz und verbesserten Versorgung gerichtet erfolgen. Zudem fordert die Bertelsmann-Stiftung, dass die Akzeptanz der Bürger, Ärzte und anderer Beteiligter für die Digitalisierung gefördert werden müsse und die Patienten und Ärzte in die Digitalisierung als Nutzer einbezogen werden müssen.

 

Quellen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*